Von Jean Paul an Erhard Friedrich Vogel. Hof, 22. Juni 1788.
Brieftext
Lieber Herr Pfarrer,
Unter dem Schaden den die heurigen Donnerwetter anrichten, ist
der nicht der kleinste, daß die Folgen des gestrigen mich
hindern, heute
in Rehau zu sein. Aber am Mitwoche oder
Dienstag über 8 Tage sol
mich meine Rükreise von Wonsiedel durch Rehau führen.
Sie sind so stum, daß Sie aus einem Schüler des Zeno ein Schüler
des Pythagoras geworden zu sein scheinen und einer in einem
Stum
meninstitute sein solten: Sie
schreiben keine Bücher, keine Briefe,
keine Satiren: ahmen Sie
denn Christum nach, der auch nichts that
als lehren und das Schreiben den Theologen mit langen Fingern
und
Ohren überlies?
Herman war so begierig, Sie zu sehen, daß ich ihm schon einen
Brief mitgab; die Schwarzenbacher knüpften dem Briefe
den Fet
schwanz an.
Ich bitte Sie mit meiner gewöhnlichen Unverschämtheit um
berger Meisterbratwurst nämlich 300 Ellen.
Warlich ich bekomme iezt leichter gute Bücher als gute Briefe;
und Sie auch, da an Sie schreibt mit wahrer Hochachtung
gehors. Diener
Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_224.html)