Von Jean Paul an Sophie Rosine Richter. Leipzig, 27. Januar 1783.
Brieftext
[Liebe] Mama!
Vergeben Sie mir, daß ich Ihnen erst
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wil ich sie beide auf
einmal beantworten
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in Rüksicht des Örtels einen andern Weg
g
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Gelde zu verhelfen. Anstat an ihn zu schreiben, wie Sie
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ihn durch eine Lüge zu hintergehen, die er sehr
unwarsch[einlich
fin]den würde, hab’ ichs so gemacht. Ich habe dem iungen Örtel
gesagt,
daß er nach Haus schreibt, und seinem Vater sagt, daß
ich das Geld,
das er mir aufheben wolte, nicht brauche, weil
ich mir selbst welches
verdienen könte. Auf diese Weise wird er
es Ihnen verabfolgen lassen.
Ich weis überhaupt nicht, was der
alte Örtel mir für Geld aufheben
wil, da die Kapitalien ia Ihnen, und nicht mir gehören. So ists
also
besser, als wenn ich Ihrem Rathe gefolgt hätte:
denn wer weis wie viel
Zeit vergangen wäre, bis mein Brief an
den Örtel gekommen, bis das
Geld an mich; und ich es endlich
wieder an Sie geschikt hätte. Der
iunge Örtel wird es seinem
Vater auch ein wenig derb sagen. —
Wegen der Diebin, der Riesin, rathe ich Ihnen um wie viel
nicht, etwas
mit ihr anzufangen. Dies Mensch hat nun keine Ehre mehr
zu ver
lieren; vielleicht sagte sie aus
Bosheit alles, was sie in Rüksicht des
Hausses weis, das der
Grosmutter zugeschrieben worden; Sie ver
stehen mich schon. Was wollen Sie iezt neue
Streitigkeiten anfangen;
und es fragt sich ia noch, ob sie
Ihnen Ihr Geld bezalen kan; sie wird
ia wenig mehr haben. — Ich glaube nicht, daß eine Bitschrift
beim
Landeshauptman was helfen wird; er denkt Sie brauchen es
wegen
Ihrer Erbschaft nicht — doch können Sie es probiren, fragen Sie
nur
noch andre Leute darum. — Was ich Ihnen neulich einmal
geschrieben,
daß ich Leipzig verlassen wolte, ist noch sehr
ungewis; vor Michaelis
wenigstens nicht; und vielleicht da auch nicht. Und unter
der Zeit seh’
ich Sie auch einmal. Ich gedenke nämlich zwar nicht
auf künftige
Ostern, aber doch auf die Pfingstfeiertage bei
Ihnen zu sein, wenn
mich nichts abhält. Aber Sie müssen mir
vorher schreiben, wo ich
meine Studierstube haben sol, da alle
Ihre Stuben vermiethet sind.
Könte ich nun nicht auf die
par Wochen eine kleine
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daß ich zu
Ihnen im Schlafrok aus und
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gern bezahlen. — Ich bin recht
wol
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doch vor allem, ob mein Hund noch
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gar nichts
mehr von sich hören. — Noch eine andre
[Ursache,] warum ich Ihnen
nicht gleich schrieb, war, ich wolte an den Pfarrer in Rehau
schreiben,
und ihm zugleich mein Buch
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schikken, das nun noch nicht ganz
gedrukt ist und worauf ich warte. Bei diesem Buche fält mir
etwas
Unangenehmes ein. Ich hörte neulich, daß schon das ganze
liebe Hof
wüste, daß ich ein Buch geschrieben, und dafür 50
rtl. (welche Lüge!)
bekommen hätte. Das ist mir nicht lieb, daß
es alle Leute wissen; Sie
hätten es niemand sagen
sollen; aber vielleicht haben es meine Brüder
in dem ganzen Gymnasium ausgetrommelt. — Ich habe was ver
gessen. Wenn Ihnen der Örtel das Geld nicht
gleich von selber
überschikt; so schikken Sie nur hinunter zu ihm, und lassen ihm
sagen,
daß er für mich kein Geld aufzuheben brauchte, daß mir
keine Kapitale
gehörten und daß es erst auf Sie ankomme,
was ich bekommen solte
und so weiter. — Ich wünsche Ihnen
Gesundheit und bin
Ihr gehors. Sohn Leipzig den 27 Jenner 1783.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_31.html)