Von Jean Paul an Christian Friedrich Voß. Leipzig, 24. Mai 1783.
Brieftext
Sie werden einen Brief von mir iezt, wo mündliche Unterredungen
seine Stelle vertreten zu können scheinen, warscheinlich nicht
erwarten;
allein manche Dinge lassen sich besser schreiben als
sagen und Sie
werden die Ursache meines Stilschweigens sogleich
erraten, wenn Sie
den Gegenstand desselben kennen lernen werden.
Nämlich die Vol
endung des 2. Teils meines
Buchs, die ich Ihnen schon auf Ostern
versprach, verzieht sich bis zum Augustmonat. Die Ursache davon
sagte ich Ihnen gestern; die Folgen davon wil ich iezt
sagen. Ihr grön
ländischer Advokat, so arm
wie ein Grönländer, richtete sein Haushalten
in nuce, nach seinem obigen Versprechen ein und rechnete bei
der
Aufzerung des empfangnen Honorars auf die Nähe des
künftigen.
Was bleibt ihm nun bei diesem Selbstbetruge übrig?
nichts als die
gute Wirkung dieses Briefs. Ich bitte
Sie nämlich um 70 rtl. vom
zukünftigen Honorar für den bessern und 10. Bogen stärkern Teil der
Skizzen, um eine Reise tun zu können, oder, fals Sie eine so starke
Vorausbezalung nicht wagen, wenigstens um 35 rtl. — Ihre münd
liche Antwort auf diese Bitte werd’ ich
morgen selbst abholen, wo ich
zugleich mit Ihnen
mereres über den Abdruk des 2. [Teils] und
meinen
Entschlus, noch in diesem Jare
nach Berlin zu gehen, sprechen [wil].
Können Sie mir meine Bitte nicht bewilligen, so vergessen Sie
sie
wenigstens; so wie ich im Gegenteil die Bewilligung
derselben niemals
vergessen würde.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_42.html)