Von Jean Paul an Carl August Matzdorff. Schwarzenbach a. d. Saale, 5. Juni 1793.
Brieftext
Das schöne Wetter, das endlich über unsern Wolkenhimmel Herr
wird, macht, daß ich schreibe; denn es macht, daß ich reise — es ist
von einem
hyst[erischen] Nachtsizer und
Nachtwandler wie Jean Paul
vernünftig gehandelt, daß er jeden Frühling den
Zugvögeln entgegen
geht und den Niederschlag
des Winters verreiset. Wenn Sie aber
nicht schreiben: kan ich
nicht fort. Ich habe in meinen Gold-Soluzionen
zuviel Rüksicht
auf die Mumien und auf die Zeit ihres Abdruks
genommen als daß ich nicht zu einer Bitte gezwungen wäre, die
Sie
nicht so schwer errathen oder erfüllen werden als
ich sie thue. Vielleicht
begegnen die Bitte und ihre Erfüllung
einander auf der Poststrasse;
und dan hätt’ ich eine Reue
mehr. Der Kopf-Fechser wird vor dem
Neujahr — da ich von ihm im Manuskript mehr Auflagen mache als
es
[!] je im Druk erleben kan — schwerlich
reif. — ob Sie sich mit der
Verpflanzung befassen
wollen. Gelehrte schreiben lieber Bücher als
Briefe, es müsten
denn poetische Episteln sein. Ich bitte Sie, daß
>Sie Ihre
Mad. Schwester bitten, daß sie den H.
[Moriz] bitte, ein
zutunken meinetwegen — der bogenlange
Brief ist noch über meine
Zirbeldrüse ausgebreitet — ich wil
ihn immerfort lesen — aber er ist
noch
[?] mit sympathetischer Dinte
geschrieben.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_428.html)