Von Jean Paul an Johann Georg von Oerthel. Hof, 10. Dezember 1784.

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Brieftext


[ Hof, 10. Dez. 1784. Freitag ]

Das schlimme Wetter wird mich schon bei Ew. entschuldigt haben,
daß ich mein Versprechen, den vorigen Sonabend zu kommen, nicht
gehalten habe. Gefället [es] Ihnen und dem Wetter, so halt’ ich
mein Versprechen morgen; und wir besuchen am Sontag die Kirche
und den H. Amtman. = Allein meine Brüder haben das Predigtbuch
auf einen sehr verstümmelten Fus gesezet und verschiedne Predigten
um ihre Hare gewikkelt, gerade als ob sie schon — gedrukt wären.
Übrigens sind sie so geschrieben, daß ich mir durch ihre Lesung meine
leiblichen Augen eben so sehr geschwächt als ich durch sie meine
geistlichen gestärkt habe.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: 16. Den 10. Dez. An H. v. Örthel.

Johann Georg von Oerthel (1728—1804), der Vater von Richters Freund (vgl. zu Nr. 1), früher Kaufmann in Hof, hatte 1774 die nördlich von Hof gelegenen Güter Töpen, Hohen- und Tiefendorf und damit den Adel und den Kammerratstitel erworben. Er war, wie seine Briefe zeigen, wenig gebildet und als Geizhals bekannt, aber ein guter Familienvater. Vgl. meinen Aufsatz „Das Urbild des Kommerzien-Agenten Röper in Jean Pauls Unsichtbarer Loge“, Hesperus Nr. 10 (Okt. 1955), S. 31—34. 138, 14 Amtmann: wahrscheinlich Schindler in Hirschberg, vgl. 132, 1† und 144, 26ff.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_86.html)