Von Jean Paul an Max Richter. Bayreuth, 12. November 1820.
Brieftext
Mein geliebter Sohn! Gerade heute vor dem Empfange deines
zweiten Briefes — so wie des Kometen — wollt’ ich dir den an deinem
Geburttage gekauften Wechsel schicken. Du läßest dir ihn
von einem
Heidelberger bezahlen und schreibst blos in einer
vier Zeilen breiten Ent
fernung von meinem Namen den deinigen
darunter. — Schreibe mir,
wann mein voriger am Dienstage
abgegangner, und mein heutiger Brief
angekommen. — Deine
Urtheile über Menschen treffen meistens treff
lich; und deine sittlichen Gefühle in deinen Briefen
erquicken mein Herz,
du gutes Kind. Deine moralischen Früchte sind mir noch erfreulicher
und unerwarteter
als deine wissenschaftlichen Blüten. — Ich habe
jetzo in den Arbeitstunden nur zu Zeilen Zeit. — Emanuel kassiert wahr
scheinlich in München dein Geld ein. — Grüße deine Eltern und deinen
Bruder, und sage diesem, meinem geliebten Heinrich,
daß ich heute mit
Wollust in dem druckfehlerfreien Kometen geblättert; ferner
daß ich
dem Gift-Müllner nie ordentlich
antworten, aber ihm wol im Vorbei
gehen ein Stecher mit Dornenkrone sein
werde. Grüße recht die lie
benden Schwarz und besonders meine Morgennachtigall darunter.
Lebe wohl, wohl, wohl, geliebter Sohn!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_115.html)