Von Jean Paul an Max Richter. Bayreuth, 3. November 1820.
Brieftext
Mein geliebter Max! Dein Blättchen aus Heidelberg —
aber
warum keines aus Würzburg? —
haben wir erhalten und du kannst nun
sagen: auch ich bin in Arkadien. — In meiner jetzigen Eile
werf’ ich alles
durcheinander. — Hier die Druckfehler in dem
„Doppelwörterbuch“; du
kannst sie nachher andern schenken. — Schreibe uns deine
Adresse;
und bezahle meinem Heinrich das ausgelegte Porto.
— Frage über die
bestimmte Postaufgabezeit nach. Was du am Mittwoch
abschickst,
bekomm’ ich schon am Sonnabende. — Merk hat nicht geschrieben; aber
Miedel einen leeren Brief, den er durch ein Geschenk „ein
Büchelchen für
Fußreisende“ voller machte; und es ist vielleicht über 3,
wenn nicht 4 gr.
werth. Ein Firnebaum aus Bamberg schrieb in Erwartung deiner
Durchreise. — Beide lohnten des Portos nicht recht. —
Wagner geht
Morgen nach Augsburg als
Studienrath und 1ter Professor. Der
augsb[urgische]
Papismus protestierte gegen ihn und verlangte einen
Jesuiten; aber der König selber unterschrieb die Bestätigung
und so ist
W. hier wie dort gleich dem Wasser der Springbrunnen durch
Fallen
gestiegen. Das akademische und lyzeische
Landshut kom[m]t nach
München; und Wagner; nach seiner
Hoffnung, bald als Professor da
hin, und du, wie er sagte, wol auch
einmal als einer neben [ihm]. Wäre
die Universität bei deinem Dortsein hin verlegt worden: so
hätt’ ich
dich auf keine andere gehen lassen, sondern du wärst gleich
dort stehen
geblieben auf irgend einem Katheder. — Ein mir
zugeschicktes Dekret
ertheilte dir auf 1 Jahr die Erlaubnis,
in Heidelberg zu studieren; unter
welchem Namen hast du denn die Bittschrift gemacht? Daß ich
nichts
davon wußte, war durchaus
unrecht. — Schreibe statt des falschen
„verdrüßlich“ richtiger „verdrießlich“. — Vergiß nicht, daß auch im
Deutschen 2 Nominative den Plural des Zeitworts fodern. —
Schickst
du mehr als ein dünnes Blättchen: so schlage des Portos
wegen, nichts
in die Briefe des guten Voß ein. — Dringe doch recht bei Engelmann
auf die Absendung des Kometen. — Schreibe mir viel vom Wesen
in
Paulus Hause und grüße sie alle. — Nun lebe wohl,
mein Sohn! Mög’
einmal deine Ankunft so süß bewegend für mich sein, wenn
auch weniger
wehmüthig, als dein Abschied war!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_112.html)