Von Jean Paul an Caroline Richter. Dresden, 1. Juni 1822 bis 3. Juni 1822.
Brieftext
Nicht abgeschickt?
Meine geliebte Karoline! Ungeachtet des gestrigen Briefs schreib
ich schon wieder, obwol nicht, um den Kutscher
zurückzuhalten, sondern
um dich zu bitten, daß du mir
statt des Barsacs zwei Krüge meines
Graves Weines schickest und am Dienstag vorher wieder
einen Brief.
Dem Kutscher kannst du doch einen letzten
mitgeben. Ja gib ihm sogar
alle an mich eingelaufne
Briefe (besonders Odilias ihre) für die ruhigere
Lesung mit.
Gestern malte (crayonierte) mich Vogel schon in der 1ten Stunde
treffend, wie Minnona und die Professor Förster mit mir behaupten,
welche beide da waren, damit ich nicht läse sondern
spräche. Er über
trifft fast das Meiersche Bild. Nach dem Crayonieren werd ich von ihm
lithographiert. Ich machte ihm das tragische Gesicht
vor, das ich zu
Müllners fünften Akten machen würde, und langer Scherz
war über den
Trauerspielschreiber, bis er wirklich sich unten in
seidnen Strümpfen
anmelden ließ. Es war vernünftig, daß
ich ihn wegen des Abmalens
abweisen ließ — wobei er den
ersten grimmigen Blick warf — und
darauf den zweiten
grimmigern als beide Beisitzerinnen den Fenster
laden öffneten und er
heraufguckte. —
Jetzo gegen 12 Uhr muß ich wieder die Pein-Erwartung deiner
Briefe überstehen. Du bist mir nun Antwort auf 2
schuldig, vom 27ten
und vom 31ten, in welchem
letzten ich die Abfahrt des Kutschers den
7ten Juny verlangte — Minnona
[abgebrochen]
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_297.html)