Von Jean Paul an Caroline Richter. Erlangen, 26. August 1823.

Zum TEI/XML DokumentZur originalen Webseite

Brieftext

Erlangen d. 26ten Aug. 1823

Um 7½ Uhr, meine gute Karoline, kam ich aus der Schwüle in
der Kühle an im Wallfisch. Das Mitfahren meiner geliebten Emma
that mir recht wohl; aber Nachmittags, wo mein Herbst ist, wäre es
mir noch nöthiger gewesen als am Morgen, wo mein Frühling ist. —
Mit Miedel, und seinem Sohne und einem Einäugigen aß ich in Streit
berg. Den kindlichen Schubert sammt Familie fand ich da auch. —
Der alte 〈68jährige〉 Kutscher und seine alte Kutsche stoßen nicht und
sind trefflich; aber leider die Pferde sind auch alt, ob sie gleich im Trabe
gehen; denn wir kamen immer um 1½ Stunden später an. Der Kutscher
will alles mit dem Mehl heute besorgen, da er morgen früher aufbricht
als ich aus dem Bette. — Ich will [mich] darin recht erholen von der
Nacht und dem Tage. — Das Bier wirkt auf mich begeisternd und
stärkend zugleich. — Der Abreisende denkt in seiner alles verlängernden
Einsamkeit weit öfter an seine Zurückgebliebnen als diese an ihn in ihrer
zeitabkürzenden Alltäglichkeit. Lebe recht wohl, mein geliebtes Herz
mit meiner Odilie und Emma.

Dein
alter
Alter Richter

Ich logiere im Wallfisch, einem sehr

[Lücke]

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin JP. 1 S. 4º (etwas defekt). J 1: Wahrheit 8,325×. J 2: Nerrlich Nr. 201. A: IV. Abt., VIII, Nr. 260. 231,24 es] aus sie 34 alles verlängernden] nachtr.

Am 28. August durch den Kutscher bestellt.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_391.html)