Von Jean Paul an Richard Groote. Bayreuth, 10. Januar 1824.
Brieftext
Gestern abends endlich sind meine längst gewünschten drei Wein
könige wohlbehalten und ohne geistige
und leibliche Reise-Abmagerung
in meinen Keller
eingezogen. Mit Freuden trag’ ich durch die beiliegende
Anweisung meine Schuld, welche für das am 25ten Nov.
erhaltene
Probenkistchen 10 fl. 58 kr. und für die
gestrige Sendung 104 fl. beträgt,
nach Abzug des Diskonto
mit 111 fl. rh. ab.
Neuen Xeres-Wein hatt’ ich gewünscht, eh ich nur den alten ver
sucht hatte, der aber — wahrscheinlich
durch Etiquette-Fehlgriff —
Teneriffa-Wein war. Und mit
diesem kann ich jetzo schon meine Arzenei
löffel füllen ohne Xeres-Mithülfe. Nur
der Piccardon schien durch
ungewöhnliche Süßigkeit und Dunkelheit bei so wohlfeilem Preise
nicht die Aechtheit der übrigen Proben zu theilen.
Haben Sie meinen wärmsten Dank für die Schnelligkeit und für die
gefälligen Rücksichten, womit Sie meinen Wünschen abhelfen,
ja
sogar zuvorkommen. Im künftigen Frühling werd’ ich mir
wieder ver
schreiben, aber nicht
Weinproben sondern den nun erprobten Wein. —
Der Frost um den
Vollmond des Februars herum wird vielleicht Wein
sendungen so erschweren wie ein Mauthgesetz.
Leben Sie recht froh!
ergebenster
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_412.html)