Von Jean Paul an Großherzog von Baden Ludwig. Bayreuth, Ende Oktober 1825.
Brieftext
Durchlauchtigster Großherzog,
Erhabener Fürst und Herr!
Eure königliche Hoheit geruhen sich die Bitte eines Fremden vor
tragen zu lassen, der eigentlich keiner
mehr ist, seitdem er Heidelberg und
seine Paradiese genossen. An die Huld Ihrer
königlichen Hoheit, vor
welcher die Reize der Wissenschaften
wie die der Gegenden blühen,
wende ich mich mit einer
unterthänigsten Bitte, deren Erhörung allein
den Lohn einer
vierzigjährigen literarischen Anstrengung sichern kann.
In
der künftigen Ostermesse 1826 will ich meine sämmtlichen Werke
von 60 Bänden — die Früchte des Jünglings, des
Mannes, des Alters
— herausgeben, wenn kein Nachtfrost eines
Nachdrucks die ganze, von
mehreren Deutschen erwartete Ärnte
vernichtet. Blos die schirmende
Hand Ihrer königlichen Hoheit kann durch ein Privilegium
gegen den
Nachdruck mir und meiner Nachkommenschaft eine
schönere Zukunft
gewähren und zusichern.
Möge unter die vielen Glücklichen, die Eure königliche Hoheit
gemacht haben, auch gegenwärtiger Verfasser gehören, der nie eine
Zeile gegen Religion geschrieben, und welcher, wenn es nicht
zu kühn ist
es anzuführen, durch den Staar beider Augen des
Glücks des Wieder
genusses des
Heidelberger Edens wenigstens auf unbestimmte Zeit
beraubt geworden.
Baireut den etc.
unterthänigst gehorsamster
J. P. F. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_505.html)