Von Jean Paul an Caroline Richter. Regensburg, 3. September 1816.
Brieftext
Meine theuere Karoline! Gestern erhielt ich deinen lieben Brief;
und meinen am Sonnabend abgeschickten langen wirst du
Sonntags
bekommen haben. Es thut mir ordentlich wehe, daß
ich jetzo keinen
mehr von dir bekommen kann, da ich am
Sonnabende um 7 Uhr
anlange. Die Kinder sollen mir, wie ich
schon geschrieben, um
6 entgegenziehen. Mitten unter allen Zerstreuungen
sehn ich mich
unsäglich in meine alte Einsamkeit und zumal zu
dir und meinen
lieben Kindern. Ungeachtet der vielen Speisen
— abends hab ich
auf meinem Zimmer 4, und Mittags bei Goerz, Primas etc.
sind
etwa 12 — hab’ ich doch noch nie zu viel gegessen; auch
nirgends zu
viel getrunken. (Eben unterbrach mich Stackelberg; und die Post
läßt mir so wenig Zeit) — In der Stube brauchst du blos die beölten
Flecke behobeln zu
lassen. — Einen herrlichen rothseidnen Regen
schirm zu 13½ fl. — weiter nichts — bring’ ich dir mit; und
nicht
etwa wie Amöne denken
könnte, mir auch; denn der alte wäre mir
genug gewesen. —
Gott gebe nur, daß mein Brief nicht verloren ging, worin ich
deiner Liebe so viel von meiner geschrieben. Lebe froh, Geliebte!
Ich freue mich aus den hiesigen Freuden auf und in deine
hinein.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_217.html)