Von Jean Paul an Karl Theodor Reichsfreiherr von Dalberg. Bayreuth, 2. Oktober 1816.
Brieftext
Sie verlängern meine Himmels Stunden von Regensburg bis
nach Baireut herab durch Ihre Blätter voll Liebe und voll
Beleh
rung. Ich glaubte nicht, daß meine
Dankbarkeit und Verehrung für
Sie steigen könnte, wenn
ich das Glück hätte, Sie zu sehen; aber sie
stiegen doch; und
ich bereue es jetzo, daß mein Mistrauen in die
Wirkung meiner
persönlichen Erscheinung mir die Seeligkeit ent
ziehen durfte, den Fürsten, der so schön über Herz und Geist
regiert,
schon in Aschaffenburg zu sehen. — Ihre
mathematische sinnreiche
wechselseitige Verwandlung des Zirkels und Vierecks.
Ob gleich
z. B. die Diagonale als die Quadratwurzel des
Vierecks bestehet, so
bleibt doch die Wurzel irrazional und
unausgedrückt als razio
n[ale], wenn
[Sie] nicht in Ihrem Aufsatz über die
irrazionale
Zahl sie razional finden wie die Wurzel der 2.
— Die Regensburger
Freuden mach’ ich durch Erzählung zu
Baireut[ischen]; repetitio
est mater — gaudiorum. — Meine Frau betet den
Fürsten an, von
welchem ihr Gatte beglückt worden wie so viele Glückliche
und
Unglückliche dazu... Möge die Abendsonne des Lebens
warm
scheinen auf ein so warmes Herz, und hell scheinen
auf einen so
hellen Geist.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_232.html)