Von Jean Paul an Friedrich Heinrich Christian Schwarz. Bayreuth, 5. September 1817.
Brieftext
Mein recht von Herzen geliebter und geehrter Kirchenrath!
Die Handschrift der Ausgabe des Siebenkäs nimmt dieses
Blätt
chen eilig mit.
Endlich wird mein Kopf aus Gips bei Ihnen angekommen sein;
ich bitte Sie aber, dem Nachschöpfer des Kopfes nicht zu
antworten,
sondern mir die Freude zu lassen, daß ich
selber ein todtes Drittel
von mir auf immer in das Haus
einquartiere, in welchem die drei
lebendigen Drittel so
frohe Monate genossen.
Ohnehin bleib’ ich leider ein ewiger Schuldner meines Wortes
und Ihrer Güte, da Ihre Gattin mir so vielen Schmerz über
meinen Wunsch einer Rechnung gezeigt, daß ich — zumal in
den
weichen Stunden des Verschwindens — nicht den Muth
behielt,
auf eine zu dringen, wiewol sie mir solche
versprochen.
À propos! Im Stammblättchen Ihres H. Sohnes hab’ ich
in
der Enge des Abzeichnens Thabor statt Tabor geschrieben.
Sie
werden jetzo daraus — obwol falsch — auf meine Erinnerung
und
meine Rechtschreibung vortheilhaft schließen. —
Wie soll ich alle die Geliebten grüßen in Ihrem Hause? —
Brächten mir doch Morgenträume die Morgentöne der theuern
Henriette wieder zurück! — Könnt’ ich Mittags mit Ihnen
doch
öfter einig sein als uneinig! — Und hätt’ ich abends Ihre
weiche
zarte Gattin zu irgend einer Freundin zu führen
und unter Wegs
zu ihr zu sagen: sie solle sich weniger kümmern! — Alles
ist vorüber;
aber wieder kommen wird es doch. — Alle
Kinder seien gegrüßt und
der Physiker neben mir. — Meine
Frau dankt den Freudengebern
ihres Mannes. —
Arbeiten Sie sich nicht um Ihre Gesundheit und um das Glück
der Ihrigen. Das ist mein Schlußwort, lieber Schwarz!
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_322.html)