Von Jean Paul an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Bayreuth, 10. Januar 1818.
Brieftext
Verehrtester Herr Vater!
Zum wärmsten Wunsche für Ihr neues Jahr bring’ ich noch den
herzlichsten Dank für das alte, in welchem Sie meine Bitte um das
Einholen ärztlicher Rathgebungen unter so wichtigen
Geschäften
mit Ihrer gewöhnlichen Pünktlichkeit
erfüllten, die den Reichs
Gerichten und den bairischen
Landgerichten kein Neujahrwunsch
geben kann, so nöthig sie ihnen war und ist. — Ich habe in
meinem
Krankenbericht den höchsten Maßstab meines Übels
blos aus frühern
Jahren genommen; daher reicht’ ich im jetzigen mit
der bloßen
Digitalis (2 Gran nur täglich) aus und seit einigen Tagen
mit dem
Tranke von den H. Hufeland
und Heim, für dessen Wirkung ich
beiden zu danken habe. Das Tropfenrezept heb’ ich, aus
Furcht vor
der Einwirkung der Schwefelmilch auf fremde
Nasen, für schlimmere
Zeiten auf. Ich würde Sie nicht
mit diesen körperlichen Gering
fügigkeiten hier belästigen, wenn ich nicht voraussetzte, daß Sie mit
der Nachricht davon meinen Dank an beide Aerzte, wovon ich
den
einen in seinen beiden Journalen so oft lese als er mich —
wenn er
nur selber öfter gäbe als blos herausgäbe — begleiten
würden.
Ich hätte Ihnen noch für vieles zu danken, wofür meine Frau
bisher so oft in ihrem Namen unter der Voraussetzung des
meinigen
gedankt; aber die Eile gebietet den Schluß. Es
gehe Ihnen und
Ihrer Frau Gemahlin wol in der schönen Stadt
der Sprech- und
Les-, wenn auch nicht Druck-Freiheit!
ergebenster Sohn
J. P. F. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_367.html)