Von Jean Paul an Emanuel Osmund. Bayreuth, 3. August 1818.
Brieftext
Mein geliebter Emanuel!
Aus Sehnsucht nach Ihnen schick’ ich Ihnen ein Pack Briefe
und meinen neuesten Siebenkäs. Ich hatte mir Ihre Entfernung
von hier viel schöner und öfter unterbrochen gedacht.
Meine
Baireuter Einsamkeit wächst denn so jährlich. — Gebe
Sie uns doch
der Herbst, und nicht erst der Winter wieder. — In diesem
Jahre
hat das Wetter einen solchen Gang nach Regeln
genommen, daß
ein Prophet, der die schwerern kennt, solches
wunderbar trifft: so
wird es z. B. noch diesen halben
Monat lang schön; erst dann Regen,
aber nicht mehr im
September. — In meinem Hause ist alles wol
und froh und
grüßt das Ihrige, um dessen Nachrichten ich Sie bitte.
Jetzo arbeit’ ich an der Beschreibung meines Lebens; ich bin aber
durch die Romane so sehr ans Lügen gewöhnt, daß ich zehnmal
lieber
jedes andere beschriebe. — Es geh’ Ihnen
wol und leicht, mein guter
Emanuel, von mehr als einer Ernte
beladen Gedrückter! — Ich
grüße und küsse noch besonders
Frau und Kind!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_450.html)