Von Jean Paul an Christian Otto. Bayreuth, 8. Dezember 1818.
Brieftext
Ich habe heute abends im Mondschein, mein alter Freund, lange
an dich und deinen Morgen gedacht; nicht mit bloßen Glückwünschen,
— welche man ja für alle Menschen thut und ich für dich an
jedem
Tage — sondern mit zwei andern Wünschen. Der
kleinere ist, daß
du im nächsten Jahre, das morgen anfängt,
deine gar zu große
Begnügsamkeit mit Baireut — deren
ich nicht fähig wäre —
wenigstens auf einige Wochen vergäßest und geradezu —
reisetest.
Machen ließe sichs, wenn du nur wolltest, und
verdient, mein Alter,
hättest du es längst. Ahme mich
nach.
Der andere Wunsch aber ist, daß du am Geburt- d. h. am Ent
schließtage mir folgen wolltest, wenn ich
dir rathe, unter dem —
eben heute abends ausgearbeiteten —
Titel:
„Gesammelte Streit-〈Opposizions-〉 Blätter gegen neueste Irr
„thümer 〈Ansichten〉 in Geschichte,
Handel und Politik; von
„Christianus und Georgius. Erste
oder historische Lieferung“ —
deine Werkchen sammeln möchtest.
Himmel! es ginge — deine Aufsätze sind so zerstreuet und so
wenigen namentlich bekannt (z. B. mir) — und Reimer, Enslin,
Winter, Bertuch etc.etc. wären gewiß behülflich.
Was die Liebe gerathen und gewünscht, wird auch die Liebe
vergeben, sogar ohne zu erfüllen. Dein Tag werde schön und
der
Nachtrab von 364 Tagen gleichfalls.
Freund Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_482.html)