Von Jean Paul an Johann David Mumenthaler. Bayreuth, 21. August 1809.
Brieftext
Mit Freude sah ich wieder Ihr Frühlings-Grün und die Vergiß
meinnicht, welche Sie darauf gesäet.
Gern erfüll’ ich alle Ihre Wünsche.
Die grönländischen Prozesse (2 B[ände]
bei Voß in Berlin) sind
mein erstes Werk, auf Universitäten gemacht im 18ten Jahr, blos
voll
Einfälle. — Das zweite, die Auswahl aus des Teufels Papieren,
ist nicht mehr zu haben, weil der Verleger bankerut
gemacht; ein
Theil davon ist in die Palingenesien aufgenommen; das
Übrige
lass’ ich auch noch drucken.
Heinse ist nicht der Verfasser der „Dya-na-Sore“ (ein
armer
Soldat in Wien wars), noch „der Briefe aus
Italien“, aber der
von „Anastasia“ ist er.
Meine kleinen Aufsätze könnt’ ich Ihnen unmöglich alle auf
zählen; auch sind manche in große Werke (z. B. Litteratur
und
Völkerkunde von Archenholz) versteckt, folglich unkaufbar.
Aber
sie werden alle von mir gesammelt; und Sie
haben dann das herum
flatternde Gevögel
in Einem Käfig.
Das zweite Blatt gehört in Ihr Stammbuch.
Verzeihen Sie meinem Zeitmangel, der bisher durch ein kleines
Wechselfieber noch größer wurde, die Kürze!
Leben Sie wol, geliebter Mann!
J. P. Fr. Richter
Die Alten baueten ihre Tempel immer auf Anhöhen. — Auf
Euern Alpen, Ihr Schweizer! stehen die alten
unsichtbaren Tempel
der Freiheit und der Religion; lasset sie nie einsinken! —
Diese
Pyramiden der Gottheit zeigen mit Riesenfingern
nach dem Aether
der Freiheit, nach dem Himmel der
Zukunft.
Dieses Blättchen erinnere meinen guten
M[umenthaler] an meine Liebe und
Achtung
für ihn!
Bayreuth d. 21 Aug. 1809
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_144.html)