Von Jean Paul an Johann Georg Zimmer. Bayreuth, 19. Januar 1809.
Brieftext
Mein Schwager Mahlmann, der Redakteur der eleganten Zei
tung, bat mich, daß ich ihm — da ich seit
langem nichts hinein
lieferte — wenigstens
die Aushängebogen meiner Werke un
frankiert
möchte zuschicken lassen, damit er Proben daraus dem
Publikum gäbe zum Vortheile des Absatzes. Ich bitte Sie daher
ihm alle fertigen Aushängebogen meines Buches sogleich zuzusenden
und mir sie an meinen Freiexemplaren abzurechnen.
[Auch] mir
schicken Sie gefällig vor der Vollendung Aushängebogen,
damit
ich die Druckfehler, welche in meinen Werken so häufig
sind als
Gleichnisse, wenigstens anzuzeigen bekomme. Ich
habe schon längst
Ihrem gütigen Versprechen gemäß einen
abgedruckten Band er
wartet; und erklärte mir
das Ausbleiben nur daraus, daß Sie (zu
folge
unserem Commerzientraktat vom 21 Jun. 1808) dem Paquet
etwan die
Jenner-Beilage hätten mitgeben wollen.
Ohne Brief wurde mir der Einsiedler zugeschickt. Sein
Selbst
mord — welcher mit einer kleinen, Göthen nachgeahmten, Nachsicht
für den Haufen, wäre abzuwenden gewesen — thut mir sehr
leid.
Z. B. die Geschichte des Bernhäuters ist für mich ein
Meisterstück
und Meisteressen und Leckerbissen; — denn dem Scherze
vergeb’
ich alle Anspielungen — Ich
wünschte, die Gesellschaft liehe mir
einige ihrer
altdeutschen Komus-Schätze, damit ich sie nach meiner
Weise ausprägte; besonders den Schelmufski. In Bayreuth kann
man weder das Neueste noch das Älteste haben, sondern nur
Mittel
alter.
Leben Sie wol!
Der Inhalt meines Briefs thut von selber die Bitte einer bal
digen Antwort.
Jean Paul Fr. Richter
N. S. Ist die Rezension von Fichtens Reden abgedruckt?
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_16.html)