Von Jean Paul an Johannes Perthes. Bayreuth, 22. Mai 1810.
Brieftext
Nur einige wenige Worte, lieber Perthes, wenn nicht schon
deren zuviel ist! — Ich freue mich kindlich auf Ihr Museum
und
weiß voraus, daß keine Feder daran schreibt, die nicht in
einem
Flügel steckte, keine Schwanzfeder, die nur steuert,
nicht hebt.
Alle Ihre Briefe (über Gotha) hab’ ich empfangen. Das
un
bedeutende Honorar für meine
unbedeutenden Aufsätze können Sie
mir auf eben diesem Wege vermachen; oder auf jedem andern
ohne Geld, da ich hier alle Anweisungen anbringen kann —
oder
aus Leipzig selber das Geld — oder wie Sie
wollen.
Unserem Freunde B[eneke]
hätt’ ich viel zu schreiben, schrieb’
ich nicht so eilig. Was nur Ironie war oder Hinweisung — z.
B.
die wichtige Stelle aus Montesquieu über die Römer, welche in
Griechenland Souverainitäten austheilten — hielt er für
Ernst.
Aber ich achte hoch sein deutsches Herz; und unter allen
seinen An
merkungen über mein Buch war keine,
die mich ihn nicht hätte
mehr lieben lernen. Er sei herzlich gegrüßt!
Gott weiß, wie es mit seinen Papieren gegangen. Alle, also
auch die fehlenden gab ich dem Reisenden mit. Bei mir ist wie
bei einem Kaufmanne nach Jahrzehenden jedes Blatt zu finden.
Was
verloren ist, ging unter Wegs verloren; aber
ich hätte auch dieß
nicht gewagt, wenn B. mir nicht selber geschrieben hätte, daß ich
seine
Aufsätze an Wagner in Meinungen
senden sollte.
„Die neue Auflage der Vorschule“ — Ach die Gedanken dazu
sind alle niedergeschrieben oder die übrigen im Kopfe; aber
noch
fehlt die Zeit dazu; und der Postwagen
deßfalls; denn ich habe
Bücher nachzuschlagen, die ich im
bücher-armen Bayreuth nicht
finden kann. Aber bald, bald geh’ ich an diese mir so liebe
Arbeit,
wenigstens in Jahr und Tag.
Mein ganzes Herz grüßt Sie.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_272.html)