Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 22. Mai 1810.
Brieftext
Mitten unter Ihre Geschäfte schick’ ich Ihnen ein neues. Nämlich
der herrliche Dichter des „Schlangentödters“ — den ich in
den
Heidelberger Jahrbüchern so gelobt und dessen Rezension
der
neuen Ausgabe, betitelt Held des
Nordens, vorgedruckt ist —,
nämlich der Baron La Motte-Fouqué
bittet mich, diesen Brief an
Sie noch in der Messe
abzusenden, damit Sie mit seinem bisherigen
Verleger
Hitzig sich über den Verlag der Manuskripte
besprechen
können, die dieser nicht annehmen kann. Allerdings verdient
Fouqué
einen Verleger wie Cotta ist.
Ich danke Ihnen für Ihre schnelle Antwort und Gabe für
Morgenblatts-Arbeiten; aber eben aus der Schnelle erklär’ ich
mir, daß Sie nicht Zeit gehabt, an meine Bitte vom 11
August
1809 zu denken, deren Bejahung von Ihnen hier
beiliegt, nämlich
mir die Aufsätze im Morgenblatt nach dem
Drucke Schmelzle’s
zu honorieren, weil ich sonst für jeden Aufsatz kaum Einen
Louisd’or
bekäme, z. B. jetzt für 9 Aufsätze kaum 9 Louis. Lassen Sie einen
Setzer
diese leichte Berechnung machen und schreiben Sie mir den
kleinen Überrest zu Gute.
Mein Almanachs-Aufsatz habe blos diesen einfachern Titel:
„Eltern und Kinder. Eine Erzählung.“
Ich möchte wol zur M[ichaelis] Messe ein
Bändchen gesam
melter Schriftchen herausgeben
(den Titel weiß ich noch nicht), da
ich ohnehin in diesem
Jahre dem Publikum nichts anderes liefern
kann. Ich würde
Aufsätze von mir aus früherer Zeit z. B. aus
der Litteratur-
und Völkerkunde von Archenholz, mit aufnehmen
und aus Almanachen; nur müßten Sie mich belehren, was buch
händlerisch Rechtens ist, nämlich wie alt
ein Almanach etc. etc. sein
muß, damit man daraus nehmen
kann. Viele Leser wünschen diese
flüchtigen Kalender-Blumen in
Einen Strauß gebunden. Neu, viel
leicht
lang, wäre nur die Vorrede, und die Verbesserungen. Bei
Mohr und Zimmer kann ich schon des Titels wegen diese
Sammlung nicht fortsetzen, da der Katzenberger ja geschlossen
ist. Thu’ ichs nicht, so kommt mir bald ein
Nachdrucker raubend
zuvor.
Die Antwort auf dieses alles erwart’ ich, wie sich versteht, nicht
aus Leipzig sondern aus Tübingen. Ein solches Bändchen — in
zwei Abschnitte, in den ernsten und in den komischen
geordnet —
müßte nicht über 12 oder 14 Druckbogen
stark sein; und so könnten
wir in jedem Jahre eines
geben.
Bei dem Abdrucke der restierenden Aufsätze für das Morgen
blatt wünscht’ ich wol, daß die
Redakzion irgend einen feinen Wink
der schon frühern
Einsendung derselben gäbe.
Ich thue fast zu viele Bitten an Sie. Leben Sie wol und be
halten Sie mich so lieb als ich Sie!
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_271.html)