Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 23. August 1810.

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Brieftext

Bayreuth d. 23. Aug. 1810

Hier, guter Cotta, das Manuskript, das etwan 12 Druckbogen
geben wird. Wahrscheinlich ist mein Brief vom 27. July an Sie
verloren, worin ich an Sie allerlei Bitten that, welche nun weg
fallen. Für den Druckbogen (nach Schmelzle gedruckt) wünsch’
ich 5 Louisd’or; für 2 Aufsätze aber aus Ihren Almanachen für
1 Bogen nur 3 Ld. — Aber, lieber Cotta, wollen Sie mir jemals
einen größten Gefallen thun, so können Sie es jetzt, wenn Sie
dieses verspätete Buch doch schon zur Michaelis Messe oder so
gleich nach
ihr geben; und zwar weil ich es, wie Sie lesen, dem
Erbprinzen von Mecklenburg vornen zu[ge]eignet und mit Er
innerungen an die Königin von Preußen geendigt habe. Eine
Trauerglocke aber soll doch nicht erst ein Jahr nach dem Todes
falle tönen. Daher nehm’ ich bittend alle Ihre Druck-Kräfte in
Anspruch; und diese sind ja bekanntlich groß.


Senden Sie mir daher auch 6 Exemplare auf feinstem Papiere,
da sie für Fürsten bestimmt sind; und 4 auf gewöhnlichem.


Der Himmel gebe daß ein Zensor von 1810 nicht ein Vidi
〈imprimatur〉
versagt, was schon 1786 gegeben worden.

In 14 Tagen send’ ich Ihrem Morgenblatte einige Gedanken
über die Liebe bei Beurtheilung der eben erschienenen Briefe der
Lespinasse.


Aus Wilmanns Taschenbuch hab’ ich sogar neues, aber ver
bessert und vermehrt aufgenommen; wobei ich für mich noch die
Entschuldigung habe, daß ich sie meiner Schwägerin geschenkt.

Leben Sie wol und antworten Sie meiner Hoffnung und Furcht
ja bald.


Ihr
Jean Paul Fr. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Cotta-Archiv. 4 S. 8°. Präsentat: 1 Sept. 1810, [beantw.] 6 —. K: Cotta 23 Aug. A: IV. Abt., VI, Nr. 102. 131,34 Eine bis 132,1 tönen.] Die Todtenglocke kann man nicht erst nach Einem Jahre läuten. K 132,6 worden] aus ward H

Mit dem 1. Bändchen der Herbst-Blumine, vgl. Nr. 317†. Der Brief kreuzte sich mit dem an J. P. IV. Abt., VI, Nr. 96, worin Cotta erklärte, für die Michaelismesse werde der Druck nicht mehr möglich sein. In A schreibt er jedoch, das Manuskript sei sogleich in die Druckerei gegeben und werde, wenn nicht zur, doch mit Ende der Messe erscheinen; wozu Jean Paul am Rande bemerkt: Braver und schneller kann man nicht sein, da das Mspt erst Anfangs Sept. ankam. Aus Cottas Taschenbuch für Damen enthält der Band die „Junius-Nacht-Gedanken“ und den „Traum einer Wahnsinnigen“, aus Wilmans’ von Minna Spazier redigiertem Taschenbuch, der Liebe und Freundschaft gewidmet, „Meine Miszellen“ (1807), „Pasquill auf die schönste Frau“ (1808), „Nachlese für meine Levana“ (1809) und „Trümmer eines Ehe-Spiegels“ (1810). Erinnerungen an die Königin von Preußen: Tribunalrat Mayer hatte am 15. August 1810 an J. P. geschrieben: „Das Publikum scheint etwas von Ihnen auf den Tod der Königin zu erwarten.“ Zensor: 1786 waren die „Erinnerungen gegen die Unart, nur zu Bett zu gehen, wenn es Nacht geworden“ in den Mixturen erschienen; bedenklicher vom Standpunkt des Zensors war jedoch die „Scherzhafte Phantasie“ von 1788.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_338.html)