Von Jean Paul an Friedrich Karl Graf von Thürheim. Bayreuth, Anfang November 1810.
Brieftext
Den 2 Bittschriften an Ihro [Exzellenz]
wag’ ich 2 Bitten an
zufügen. Die erste
Bittschrift ist von einem Liebmann in Schwar
zenbach, die eines Abgebrannten, der
nichts aus dem Scheiterhaufen
seines Glücks neben seinem
Hause errettete als seine Familie und
seinen Kopf. Dieser, von
der Natur begünstigt, wurde ausgebildet
durch einen Kaufmann
Herold in Hof, der mit mehr als
kauf
männischer Genialität eine (noch dauernde)
Kattunfabrik errichtet
und eine preußische Salzfaktorei
versehen.
Die zweite Bittschrift ist von meinem Bruder, Rendant in
Sparneck. Ich darf den Gründen, womit er in seiner Supplik
die
Bitte um einen bessern Posten z. B. bei der Mauth wird
unter
stützt haben, bei Ihrer
Exzellenz, deren Einsicht das Rechte erräth
und durch Ihr
Herz das Rechte ausführt, nichts hinzusetzen als
höchstens die Thatsache, daß er von der hiesigen Kammer sogar
eine Prämie für seinen Dienst-Eifer erhalten.
Ew. [Exzellenz] übersend’ ich diesen
Suppliken-Dualis zusammen,
um Sie in Ihren großen Geschäften
nur Einmal mit kleinen zu
unterbrechen. Ich wünsche das
Glück, von Ihnen gekannt zu sein,
ungetrübt von meinen
persönlichen Bitten zu genießen, zumal da
Fürsten und
Minister so oft mit Recht hinter jedem befreundeten
Besuche
und Worte irgend eine Bittschrift wie ein Schnupftuch
aus der
Tasche herauslauern sehen, die man etwa nach einigen
Minuten
[?] hervorzieht und überreicht. Möge das
Aufblühen des
Landes Sie für Ihre geistige
Unermüdlichkeit wenigstens ent
schädigen,
ja sogar belohnen!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_380.html)