Von Jean Paul an Ludwig Christian von Oertel. Bayreuth, 22. Dezember 1810.
Brieftext
Es sei vergeben und vergessen! Von heute an steigt die Erde
wieder zur Wärme empor — und der wollen wir auch nachahmen.
— Harmes, die alle Menschen von
einigem Rufe mit Ruß von
ihrem Kanapee herab bewarf. Weiber freilich schminkte sie
am
meisten schwarz. Ich habe sonst mich wie sie selbst
sich, über sie
getäuscht, welche glaubt, alles Edle zu
besitzen, weil sie es bei andern
bewundert und fodert, und
welche z. B. nicht die Menschen, sondern
nur die
Menschenliebe liebt. — Deinem Bruder verdank’ ich das
letzte Anspornen zum Zerreissen eines Ehestrangs und
Stachel
gürtels mit ihr, denn zu etwas
bessern hätte sich das Eheband
nicht gewebt. — Sie färbe mich
schwarz; ich habe in mehr als
einer Stadt schon Leute, die
mich weiß waschen, da ich kein Mohr
bin .... Wenn das neue Jahr sein Thor aufmacht, zeig’
es dir
nicht nur ferne blühende Gärten — welche auf
Neujahrswünschen
sogar gestickt und gemalt zu haben sind —
sondern es führe dich
auch hinein, von einer Blume und einem
Fruchtbaum zum andern.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_410.html)