Von Jean Paul an Lorenz Heinrich Wagner. Bayreuth, 7. Dezember 1811.

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Brieftext

Kopie
[ Bayreuth, 7. Dez. 1811. Sonnabend ]

Beifolgendes so unbedeutende Trink-Essen auf den 2ten Advent
kommt daher, weil ich gerade heute den letzten westfälischen Schinken
bei Fr. zu kaufen bekam. Sie bekommen das Omega — ich lasse
morgen das Psi kochen — Er ist sehr gut und ich setze voraus, daß
die jetzigen westfälischen Regierungsbeamten eben so geräuchert sind
als ihr Schinken, weil sich sonst Christ[i] Wunder umkehrte und die
Säue in die Teufel führen. — Als Schinken-Schwemme hab’ ich
noch eine französische Wein-Dryas beigefügt, die eben heute ab
gezogen worden. Der Wein heißt St. Joseph. So mag sich denn
morgen dieser keusche Joseph zum ersten male auf Ihrem Tische
mit der westfälischen Potiphar (Sus) gatten und wieder seinen leeren
Mantel, aber in Gestalt einer leeren Flasche zurücklassen. Glauben
Sie aber nicht, daß ich mit dieser Spielerei viel oder etwas von
meiner englischen Nazionalschuld an Sie abzutragen glaube. Ich
bedarf e[ines] größern Sinkings Fond dazu. Leben und essen Sie
wenigstens halb so wol als Sie lehren.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Wagner 7 Dec. 1811.

2. Advent = 8. Dez. 1811. Vgl. Nr. 479. Dryas: wohl statt Trias, wie I. Abt., XVI, 19,7 †.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_574.html)