Von Jean Paul an Christian Ernst Graf von Bentzel-Sternau. Bayreuth, 8. Dezember 1812.
Brieftext
Haben Sie Dank für die Güte und Schnelle, womit Sie unter
so vielen und großen Geschäften auch ein kleines im
Mainkreise
bedachten. Wer schon als Schriftsteller die Mühe des
Antwortens
kennt und scheuet: achtet deren Übernahme noch
mehr bei einem
Mann, der außer den Büchern noch Anordnungen
und Rechnungen
und Tabellen und Durchsichten derselben und
noch zehnmal mehr und
bei diesem schweren Spiele noch
die frohe Mine macht und schafft.
Wie viele Ursachen hab’ ich
jetzt, nach Aschaffenburg zu reisen!
Wären die Wünsche nur Pferde und der Dezember der Mai!
Für das Versetzen der Pension in die Civil-Liste würd’ ich
unserem
Leo X unmittelbar danken,
wenn nicht — falls dasselbe sich auf
meine Lebens-Länge bezieht — in den Dank trübe Gedanken an
eine wichtigere sich mengten. Ach die Seinige ist selber
einzelnen
Hülfbedürftigen nicht so unentbehrlich als der
Zeit.
Durch Emanuel — der herzlich Ihren Gruß erwiedert —
hab’
ich viel Frohes über Ihre Persönlichkeit, aber doch nicht den
Auf
schluß erfahren, woher Sie an der
galvanischen Kette ewiger Staat
arbeiten noch Raum und Zeit zu Ihrer
Lullischen ars combinatoria
des üppigsten Witzes bekommen.
— Ich hätte noch mehre angenehme Fragen dieser Art; aber
vielleicht wird doch aus dem Dezember ein Mai und aus einem
Briefe ein Besuch.
Frau von Lochner, jetzt in Baireuth wohnhaft seit der Heirath
ihrer Tochter, grüßt Sie und Ihre Gattin mit alter und
neuer
Liebe. Ich lasse mich von keiner Dame lieber grüßen
als von der,
die der Ehemann lobt. Geben Sie also der Ihrigen
die Grüße an
mich mit Ihrer seeligen Wärme zurück.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_705.html)