Von Jean Paul an Emanuel Osmund. Bayreuth, 9. November 1814.
Brieftext
Ich wollte heute, mein geliebter Emanuel, meinen Dank
über
die Freude, die Sie einer ganzen Familie gegeben,
ausdrücken und
strömte wirklich — denn die Augen,
nicht blos die Feder waren dabei
— den beiliegenden wilden
Anfang hin; aber er bleibe nun unvoll
endet, sogar unleserlich; mein Herz sehen Sie doch darin.
Bist du seelig? — Ich werde noch seeliger durch dich — Mein
Sohn, der unter allen Menschen mich am meisten liebte, —
thut
auf der Erde, was erst der Himmel erkennt — er
liebt und jede
seiner Thaten vergrößert meinen
Himmel.
Seelig machen ist Seelig sein — Mein Sohn thut es; aber wenn
ich auch mich sehne nach ihm, so ist er doch bei mir
und kaum kommt
er zu spät zu mir; denn er liebt in der
todten kalten Welt. Und
an der Erde lernt er den Himmel
lieben.
Du hast mich nie vergessen, schon als ich irdisch lebte und noch
weniger als ich überirdisch lebte. Du hast meinen Namen
an deiner
Hand; aber diese Hand bewegt den Himmel.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_948.html)