Von Jean Paul an Johann Friedrich Vieweg. Bayreuth, 12. März 1807.
Brieftext
Für die empfangnen Freiexemplare und die 200 rtl. pr. c.
sag’
ich Ihnen meinen Dank. Mein den 21ten Jenner abgegangnes Mspt
werden Sie erhalten haben. Schwerlich werden Sie es jetzt
an
nehmen, da ein Theil der
Druckfehler schon angezeigt gedruckt ist,
wiewol ich eine
grosse Menge übersehen und in meinem Verzeichnis
selber neue
gemacht habe. Warum schweigen Sie so gänzlich, be
sonders auf das neue Mspt?
Ich kenne zwar den schönen Gefühls-Grund Ihres Schweigens
wol, da der Krieg, d. h. der äußere Zwang nur die Handlungs-,
nicht die Denkart verändern kann; aber ich lege Ihnen doch jetzt und
endlich die Frage an Ihre moralische Gesinnngs-Weise näher,
ob
ich nun nicht dem Kriege — bei dem ich so gut litt und
leide als Sie —
durch ein fast halbjähriges Moratorium unserer
Bedingungen ein
mehr als gewöhnliches Opfer gebracht.
Aus Achtung für Ihren
Karakter und aus billiger Rücksicht auf
die Zeitumstände, die wir
beide, wiewol mit ungleichen Kräften theilen und tragen, hab’
ich
bisher gewartet, gezögert, gehofft und vertrauet und geschrieben.
Jetzt thu’ ich dieß alles wieder; und bitte und erwarte, daß
Sie mir
mit umgehender Post antworten.
Sie haben in Rücksicht des Drucks alle meine Hoffnungen er
füllt. Wäre nicht eben der dämmende Krieg: so würde die Levana
vielleicht mehr als irgend ein Werk von mir, die Leser und
die Käufer
in Eine Klasse bringen.
Leben Sie wol!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_331.html)