Von Jean Paul an Friedrich Carl Ferdinand Freiherr von Müffling. Bayreuth, 3. April 1807.

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Brieftext

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[ Bayreuth, 3. April 1807 ]

... Seit der ganzen, mehr Herz- als Länder-zertrümmernden
Periode dacht’ ich unaufhörlich an Sie, nicht etwa an Ihren mög
lichen Unglücksfall sondern an die gewissen Schmerzen, die Ihre
patriotische Seele, oft aus Freundes und Feindes Händen zugleich
treffen mußten. Nun die Täuschung, vielleicht die Krebskrankheit
eines ganzen Staates ist vorüber, und erst jetzt ist ihm Bahn zu
neuem Glück gemacht.... Wir sahen den Tod auf seinem Triumph
wagen (dem Pulverwagen) nur selten vorüberziehen und hörten erst,
daß und wo er seine Wetterwolken angezündet. Aber an Ihre Gattin
dachten ich und die meinige anders als an Sie; denn die liebende Frau
daheim in der unbeschirmten Ruhe hat keinen Trost der Thätigkeit
wie der Mann; und tausend Kugeln, die diesen nicht treffen, gehen
durch ihr Herz und Eine Wunde desselben hat sie von jedem Zeitungs
blatt und Nachttraum vorausempfangen.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Müffling 3 Apr. i: Denkw. 3,142. 142,15 Eine] aus jede

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_339.html)