Von Jean Paul an Karl Ludwig von Knebel. Bayreuth, 7. Juli 1807.
Brieftext
Ihre witzige und lebenslustige Nichte will haben, daß ich sogleich
etwas schreibe, das Etwas möge immer dem Nichts so gleich
sehen
als
Engl[and] den
Volter[ra?]
Ruin[en]. So haben Sie’s denn!
Fast bloße Wünsche — die politischen für gar nichts gerechnet
—
hab’ ich (so jeder) zu schreiben, worunter der zuerst
gehört, daß ich
über meinen Brief eine andere Stadt setzen
dürfte — und daß ich
bei Ihnen oder (was doch auch zu ertragen wäre) Sie bei mir
wären
— und daß man in Tübingen vom Zensur-Amt in „Springbriefen“,
die man ins Morgenblatt gibt, nicht dümmer durch
Ausstreichen
dargestellet würde (statt daß sonst Ausstreichen Autoren erst
glän
zend anstreicht) — und daß der
Teufel nicht der Kreis-Direktor der
deutschen Kreise wäre —
und daß ich das noch wüßte, was ich Ihnen
neulich sagen wollte, und jetzt vergessen habe — und
daß Sie und
Göthe nach dem Viel-Leben auch das Viel-Schreiben
anfingen —
und daß ich bald ein Blättchen von meinem weniger alten als
an
tiken Knebel und Freund bekäme — und
daß ich doch wie andere
vernünftige Menschen ein vernünftiges
Wort zu Ihnen sagte,
Beispiels halber etwa dieß: Leben
Sie wol —
Nun diesen einzigen Wunsch kann ich mir selber erfüllen: Leben
Sie wol!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_376.html)