Von Jean Paul an Caroline Friedericke von Berg. Bayreuth, 8. Dezember 1804.
Brieftext
Verehrteste! Oerter trennen, Zeiten trennen; wenn nun gar beide
zusammen wirken: so ists ein wahres Wunder, wenn die Frau von Berg
noch weiß, daß Jean Paul existiert,
sie müßte ihn denn lesen —
in einem Briefe vom 8. Decemb. 1804. Dieß geschieht zum Glücke
hier. Ich denke freudig und sehnsüchtig an unsere Mittags Stunden;
und ich weiß auch, daß einige davon zurückfliegen müssen, so weit
auch der Weg ist, den sie schon über uns dahin geflogen sind.
Der Zweck meines Schreibens ist — außer dem noch, Sie zu
lesen —
der, eine doppelte Beilage zu begleiten. Die erste ist die von
der trostlosen Herder. Der große Geist, der nun in einen
bessern
Himmel geflogen ist als sein hiesiger wolkiger war, hinterließ
ihr
außer der Trostlosigkeit noch Schulden, durch Kinder
veranlaßt.
Sie muß daher sich mit den letzten Nachblüten seines
Daseins ein
wenig helfen, mit seinen Werken. Sie, edle
Freundinn dieses Mannes,
können höchst wahrscheinlich die Zahl der Subskripzionen auf
seine
Werke vermehren helfen, z. B. bei der Königinn und
sonst. Mich bat
die Herder; und ich bitte
weiter.
Die zweite Beilage, den Brief an den Prinzen George, bitt’
ich
Sie an Ihn zu befödern. Ich thue darin über Herder dieselbe Bitte;
aber noch eine andere, nur leiser und fliehend. Sie
betrif[f]t das mir
vom König versprochene Kanonikat, an welches ich wol einmal mich
und andere erinnern darf. Vielleicht erinnert Er; vielleicht sind Sie
ein wenig mein wolwollender Minister von Alvensleben. — Und
noch dazu wohn’ ich jetzt im preußischen Lande wieder.
Morgen wird mein drittes Kind, ein Mädchen, getauft, nämlich
Ein Knabe führt wie schicklich, an jedem Arme eine
Schwester-Dame.
Es geh’ Ihnen wol, und folglich den Ihrigen! —
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_42.html)