Von Jean Paul an Philipp Konrad Marheineke. Bayreuth, 10. Mai 1808.

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Brieftext

Kopie
[ Bayreuth, 10. Mai 1808 ]

Niemeiers Werk, das meistens das Alte und nur alt sagt, hielt
ich vor Seelenschlaf nicht aus. — Desto mehr Freude hat mir der
Deutschmeister Goerres mit seinem deutschen Hause gemacht — sein
Fehler, daß dieselbe Idee oft alle ihre gestickten Kleider auf einmal
anzieht. Ich würde manche so lange in den Kleiderschrank hängen,
bis die Idee irgendwann zum 2ten male ausginge. Indeß zeigt er
schweren Reichthum der Phantasie, deren Gold freilich noch in
wilden Adern umhergeistert [?], denen der Kritiker eine bestimmte
poetische Münzstätte wünschte.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Marheinecke 10 Mai. i: Denkw. 3,168. Vollständig nach H gedruckt IV. Abt., V, Anhang Nr. 46. B: IV. Abt., V, Nr. 153.

Jean Paul lehnt die Besprechung von Aug. Herm. Niemeyers oft aufgelegtem Werk „Grundsätze der Erziehung“ ab; in der 1. Aufl. der Vorschule der Ästhetik hatte er S. 608 eine Stelle daraus als Beispiel leerer Weitschweifigkeit zitiert. Görres’ deutsches Haus: die Schrift „Über die deutschen Volksbücher“; s. I. Abt., XI, 14,35 u. 278,1621 (Vorschule § 82). Vgl. IV. Abt. (Br. an J. P.), V, Nr. 164.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_524.html)