Von Jean Paul an Christian Otto. Weimar, 22. März 1799.
Brieftext
Lieber Otto! Es bleibt bei allem; die K[alb]
geht schon den Don
nerstag nach Jena (logiere im schwarzen Bär; alle Gasthöfe sind da
schlecht) und ich den Freitag. Wie kontest du denken, daß
ich diese Nähe
von dir ertragen könte ohne deinen Anblik?
Eine Nacht must du ent
weder da bleiben
oder in Weimar. Die Kalb könte
abends ein souper
geben, wozu sie Herder lüde.
— Übrigens mache Amönen bekant, daß
der Man der K. wieder zurük komt —
weil der Krieg alles Avancieren,
ausser dem gegen den Feind suspendiert — und daß sie also,
da die K.
sehr enge eingemiethet ist, die Bequemlichkeit der Wohnung
erst auf
dem Lande finden werde. Dafür gewint sie durch den
Man an grösserer
Geselligkeit. Ihr wird diese erste
vornehme Ehe unerklärlich sein.
Sage meinen lieben 2 andern Freundinnen, daß ich dem ungeachtet
nach Hof komme, aber nur wenn alles
grünt. Schreiben kan ich nicht,
weil mich der Teufel einmal auf Brief- und Schreibfoltern
wieder legt
wegen meiner 8 Festtage in Gotha, wo ich am Hofe und von den andern
so gut aufgenommen wurde, daß ich gewis einen
Frühlingsmonath da
verleben und verschreiben wil. Ich hab in
Gotha auf Weimar — los
gezogen. — Eine freudige Beklommenheit
drükt mich wenn ich unsere
kurze Zusammenkunft und die
Abkürzung derselben durch die K.
bedenke.
Lebe wohl! Jezt schlägt die Stunde der Herderschen
Buspredigt,
die ich besuche. Ich freue mich sehr auf meine liebe Amöne.
Sie wird
mit grössern Schmerzen scheiden als sie erwartet.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_228.html)