Eintrag in ein Stammbuch. Von Jean Paul an Helmine Hasfter. Berlin, 19. Juni 1800.

Zum TEI/XML DokumentZur originalen Webseite

Brieftext

Unsere Furcht trift noch seltener ein als unsere Hofnung; aber wir
behalten nur die Lügen der Hofnung und vergessen die der Furcht. Oft
wenn der Baum des Lebens hohl ist und keine Blüten und Bienen mehr
hat: tragen diese in ihn den Honig ein, den sie auf ihm nicht sammeln
konten.

Auf diesem lezten Blatte — hinter welchem wie hinter allem
Lezten noch ein Himmel blau ist — erinner’ ich Sie gern an
den schönen Gartenmorgen vol Blüten und Bienen; und das
Schiksal geb’ Ihnen nie einen trübern! —

Berlin d. 19. Juny 1800 .
Jean Paul Fr. Richter


Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: zuletzt Privatbesitz, Dortmund; ehem. D. Salomon, Berlin; auf der inneren Seite des hinteren Deckels einesStammbuchs, dessen Außenseite blau ist.

Der Gartenmorgen spricht für Helmina v. Chézy als Adressatin,vgl. Bd. VI, Nr. 569, 235,5 und Persönl. Nr. 102.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_479a.html)