Von Jean Paul an Johann Gottlieb Richter. Weimar, 10. August 1800.
Brieftext
Mein guter Bruder! Das gegenwärtige Blätgen gieb auf meine
Rechnung an den Buchhändler Grau,
im Falle das verlangte Buch
nicht über 2 Bände stark ist.
— Das Unglük deines holden Kindes
rührte mich innig. — Den Rest des Geldes von mir magst du
ver
trinken. — Du kanst alle mal, ohne
dich zu entschuldigen, unfrankiert
schreiben, sobald du mir
etwas dich oder mich interessierendes zu sagen
hast.
Ich war 6 Wochen fast in Berlin und ziehe im Herbst auf den
Winter
dahin, weil man mich da so gut aufnahm; dein Magen und
Schlund
wäre da mehr am rechten Ort gewesen als meiner.
Ich as auch bei
der Königin, und Hardenberg wolte mich sehen (ich kont’ aber nicht)
Diese Nachrichten, die für dich Manna und Adelsbriefe sind,
klebe nach
deiner Manier an die Wirthshausthüren fest,
um den Biergästen zu
zeigen, was dein Bruder ist und folglich
— seiner in Sparnek. Ernstlich
ich schreibe dirs, damit du siehst, daß ich im Falle einer
nähern höhern
Amtsstelle leicht für dich wirken kan. — Meine
Heirath hab’ ich wieder
zerrissen.
Schreibe auf deine Briefe blos: Legazions Rath Richter; und unter
streiche Richter und lasse das dumme
Wohlgebohren weg. — Meine
Addresse nach Berlin ist: „abzugeben
in der Matzdorfischen Buch
handlung“. — Lebe wohl mit deiner guten
Frau, ich sehne mich nach
euerm Anblik.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_499.html)