Von Jean Paul an Johann Georg Herold. Schwarzenbach a. d. Saale, 1. Januar 1794.
Brieftext
Bei einem Licht, das so wenig Fet hat wie ich — wünsche, daß
Ihnen das Schiksal einige
perpendik[ulare] Stirnfalten
wegplätte,
daß Sie dankbar, nicht tolerant sind und am
[Ende] des 94 Jahrs
sagen: wünscht mir kein bessers als Richters seines, dessen corpus pium
und verklärten Leib ich auf meiner Kommode habe. — Warum ist
man kälter gegen die Menschen, wenn man gegessen, und wärmer,
wenn man getrunken? Aus einem Fresser wüst’ ich nur einen Wiener
zu
modellieren; aus einem Trinker einen Psalmisten und Pindar. —
ich
wolte mit
[mehr] unhöflicher Wärme als höflicher
Kälte sagen —
Freundschaft, die sich auf keine andere
Verhältnisse gründet als auf
psychologische. — Man wil mir
schmeicheln, meine Kallygraphie habe
einige Aehnlichkeit mit der
Ihrigen; aber ich werde diese sat[irische]
Aehnlichkeit wol meiner Eilfertigkeit beizumessen haben.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_1.html)