Von Jean Paul an Johann Georg Herold. Schwarzenbach a. d. Saale, 1. Januar 1794.

Zum TEI/XML DokumentZur originalen Webseite

Brieftext

Kopie
[ Schwarzenbach, 1. Jan. 1794. Mittwoch]

Bei einem Licht, das so wenig Fet hat wie ich — wünsche, daß
Ihnen das Schiksal einige perpendik[ulare] Stirnfalten wegplätte,
daß Sie dankbar, nicht tolerant sind und am [Ende] des 94 Jahrs
sagen: wünscht mir kein bessers als Richters seines, dessen corpus pium
und verklärten Leib ich auf meiner Kommode habe. — Warum ist
man kälter gegen die Menschen, wenn man gegessen, und wärmer,
wenn man getrunken? Aus einem Fresser wüst’ ich nur einen Wiener zu
modellieren; aus einem Trinker einen Psalmisten und Pindar. — ich
wolte mit [mehr] unhöflicher Wärme als höflicher Kälte sagen —
Freundschaft, die sich auf keine andere Verhältnisse gründet als auf
psychologische. — Man wil mir schmeicheln, meine Kallygraphie habe
einige Aehnlichkeit mit der Ihrigen; aber ich werde diese sat[irische]
Aehnlichkeit wol meiner Eilfertigkeit beizumessen haben.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nach Bd. I, Nr. 441): Herold [aus Tertius Moesch vgl. Bd. I, Nr. 443] 1 Jen. 1,5 sie 14 ihrigen

1,3 Zu Jean Pauls damaliger Fettlosigkeit vgl. I. Abt., V, 372, Fußnote. 9 Wiener: vgl. I. Abt., I, 318,8–10. 13–15 Herold hatte eine sehr unleserliche Handschrift. 1 , 6 f. Vgl. 508 , Nr. 602, Anm. zu 325 , 30 .

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_1.html)