Von Jean Paul an Christoph Otto. Bayreuth, 11. Oktober 1796.

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Brieftext

Bayreuth d. 11. Okt. 1796 [Dienstag].

Dein Brief, du guter Bruder, den dein Herz und dein Kopf zugleich
geschrieben, weil er zugleich warm und schön war, brachte mir, mit
dem weiblichen Briefe gepaart, eine schöne Stunde heraus nach Bay
reuth und sezte mich gleichsam zwischen euch beide aufs Kanapée. So
ist es hübsch, wenn man die Freuden und die Freunde zweier Städte
auf einmal, Hof und Bayreuth in Einer Stube vereint.

Ich wolt’ ich wäre Einen Tag in Hof gewesen, damit ich einige
Tage nachher länger in Bayreuth bleiben könte. Doch hoff’ ich zu Ende
dieser oder zu Anfang der künftigen Woche wieder das — Einschlafen
unserer Paulline zu sehen. Ach sie solte schon so lang sein, daß sie zum
Bücherverleiher schicken und sagen lassen könte: „Mamsel bittet sich
von H. Oerteln die Werke ihres Herrn Pathen aus.“ —

Ich danke dir noch einmal, mein guter Otto, für deinen schönen Brief
vol Scherz und Liebe. Renate möge dich durch beides dafür be
lohnen! Lebe froh neben deinen Geliebten und den Staub, der auf
jedem menschlichen Lebenswege auffliegt, wehe ein guter Wind seit
wärts vor dir vorbei! —

Dein
Jean Paul

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin acc. ms. 1900. 68 (derzeit BJK). 4 S. 8°. K (nach Nr. 437) ohne Überschrift. J: Täglichsbeck S. 82. 254,18 Mamsel] davor gestr. die H 23f. seitwärts] davor gestr. bald H

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_428.html)