Von Jean Paul an Christoph Otto. Bayreuth, 11. Oktober 1796.
Brieftext
Dein Brief, du guter Bruder, den dein Herz und dein Kopf zugleich
geschrieben, weil er zugleich warm und schön war, brachte mir,
mit
dem weiblichen Briefe gepaart, eine schöne Stunde heraus
nach Bay
reuth und sezte mich gleichsam
zwischen euch beide aufs Kanapée. So
ist es hübsch, wenn man die Freuden und die Freunde zweier Städte
auf einmal, Hof und Bayreuth in Einer Stube vereint.
Ich wolt’ ich wäre Einen Tag in Hof gewesen, damit ich einige
Tage nachher länger in Bayreuth bleiben könte. Doch hoff’ ich
zu Ende
dieser oder zu Anfang der künftigen Woche wieder das —
Einschlafen
unserer Paulline zu sehen. Ach sie solte schon
so lang sein, daß sie zum
Bücherverleiher schicken und sagen lassen könte: „Mamsel
bittet sich
von H. Oerteln die Werke ihres Herrn Pathen aus.“
—
Ich danke dir noch einmal, mein guter Otto, für deinen schönen Brief
vol Scherz und Liebe. Renate möge dich durch beides dafür
be
lohnen! Lebe froh neben deinen Geliebten
und den Staub, der auf
jedem menschlichen Lebenswege
auffliegt, wehe ein guter Wind seit
wärts
vor dir vorbei! —
Jean Paul
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_428.html)