Von Jean Paul an Wilhelmine von Kropff. Hof, 24. März 97.
Brieftext
Die Überbringerin, theuerste Freundin, ist meine Klientin, die ich
dadurch beschüze, daß ich sie Ihrer Menschenliebe empfehle
und der Ge
rechtigkeitsliebe Ihres H.
Gemahls. Ihre Dürftigkeit entzieht Ihrer
Reinlichkeit nichts und wenn andere den Anzug verschmausen,
so
erhungert sie ihren. Ich sage Ihrer freundlichen Seele
kein Vorwort
und keine Vorbitte für die Bedrängte
weiter.
H. Herold dankte mir auf das Wärmste für mein
Empfehlungs
billet an Sie: die Arbeit, die Sie ihm
mitgaben, wiederholt er lieber,
da sie ihm noch nicht in dem
Grade gerieth, den er Ihrem Geschmak
und seiner Achtung für
denselben schuldig zu sein glaubt.
Ich hoffe, in 3 Wochen in Bayreuth zu sein. Dan werd’ ich leider
alle Ihre Briefe, die ich mir bisher durch einen grössern
epistolarischen
Fleis hätte erwerben können, durch Besuche
nachholen und ersezen.
Leben Sie wohl, unvergesliche Freundin, und machen Sie durch
2
Zeilen, die Sie mir zusenden, auch daß ich wohl lebe!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_568.html)