Von Jean Paul an Emanuel. Hof, 16. März 1795.

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Brieftext

Hof. d. 16 März 1795.

Mein lieber Lieber,

Dieser Brief ist blos merkantilisch und daher so kurz wie das Leben.
Ich trassiere einmal ums andere in meinen Papieren auf Ihre — und
doch schweigen Sie noch: ich hoffe, ein Paar Hosen geben Ihnen die
Feder.


Es ist so: ich bitte Sie nämlich, die Güte zu haben, mir sobald als
möglich englisches Leder zu 1 Paar Beinkleidern zu schicken; oder
irgend einen anderen Hosenzeug von ähnlichem Preise, der aber
modischer sein mus als die Weisheit. Nur schwarz sei er nicht, weil ich
dieses Negerkolorit an keinem Geschlechte liebe als am weissen, ich
meine am weiblichen. Diese gabelförmige Schenkel-Kapsel gehöret
unter einen blauen Rok.


Das Zeug, das Sie mir schicken, werden Sie in kurzem wieder
sehen — an meinen Beinen, weil ich sobald der Frühling nur ein
wenig den Himmel und die Knospen aufthut, mich von Frühlings
Lüften in Ihr Eden wehen lasse.


Aber ich bitte Sie, mir ausser dem Preise und Datum noch etwas
anders zu schreiben — nämlich einen Brief. Leben Sie wol, Geliebter
von

Ihrem
Freunde
Richter.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Bibl. Gotha. 2 S. 4°. K (nach Nr. 64): Emanuel 16 März 95. J 1:Morgenblatt, 17. Febr. 1828, Nr. 33. J 2: Nachlaß 5,233. J 3: Denkw.1,12. A: IV. Abt., II, Nr. 29. Vermerk Emanuels auf H: d. 24 ten beantw. 59,30 einen andern Hosenzeug] aus ein anderes Hosenzeug H aber modischer] aus so modisch ist H

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_75.html)