Von Jean Paul an Emanuel. Hof, 16. März 1795.
Brieftext
Mein lieber Lieber,
Dieser Brief ist blos merkantilisch und daher so kurz wie das Leben.
Ich trassiere einmal ums andere in meinen Papieren auf Ihre —
und
doch schweigen Sie noch: ich hoffe, ein Paar
Hosen geben Ihnen die
Feder.
Es ist so: ich bitte Sie nämlich, die Güte zu haben, mir sobald als
möglich englisches Leder zu 1 Paar Beinkleidern zu schicken;
oder
irgend einen anderen Hosenzeug von ähnlichem Preise, der
aber
modischer sein mus als die Weisheit. Nur schwarz
sei er nicht, weil ich
dieses Negerkolorit an keinem
Geschlechte liebe als am weissen, ich
meine am weiblichen. Diese gabelförmige Schenkel-Kapsel
gehöret
unter einen blauen Rok.
Das Zeug, das Sie mir schicken, werden Sie in kurzem wieder
sehen — an meinen Beinen, weil ich sobald der Frühling nur
ein
wenig den Himmel und die Knospen aufthut, mich von
Frühlings
Lüften in Ihr Eden wehen lasse.
Aber ich bitte Sie, mir ausser dem Preise und Datum noch etwas
anders zu schreiben — nämlich einen Brief. Leben Sie wol, Geliebter
von
Freunde
Richter.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_75.html)