Von Jean Paul an Christian Otto. Coburg, 5. Juli 1803.
Brieftext
Eiligst mitten in den „Flegeljahren“ (blos so heisset der Titel)
Der Teufel mus gestern abends mich regiert haben, daß ich dir auf
alle deine schönen Sachen so kalte dumme schrieb; es war aber
der
Schlafteufel — und die Aergernis, daß dein Mädgen schon fort
war,
das ich befragen wolte. Eben bekam ich Emanuels Brief. Sag’ ihm
und dir, daß ich, wenn nicht jeden Abend Gewitter komme,
vielleicht
Vor- Anfangs künftiger Woche komme und dreieinig
mit C. und E. bei
ihm logiere, da ich bei dir schon einmal 10 Jahre logiert und
du bei
mir noch keine Stunde. Dein endlich angekommenes
Glük erfreuet mich
unbeschreiblich. — Nach Wonsiedel müssen
unserer 6. gleichsam mit
6 fahren, in bester bunter Reihe; das 7te
Plus und Agio behält sein
Inkognito des Geschlechts. — Himmel! welche Reise und
welcher
Himmel dabei! — Aber in Bayreuth und überal bleib’ ich kurz;
lieber viele als lange Besuche. — Kretschman brauet hier gerade das
Bier was ich brauche. Emanuel habe
recht Dank für seinen Brief. —
Mein Kind frappiert die ganze Stadt; frappant ähnlich findets
mir
jeder. — Adio! lies vorher den
Titan. Du kanst dir einen Brief da
durch ersparen. Vergieb den Schlaf-Brief.
—
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_387.html)