Von Jean Paul an Emanuel. Coburg, 20. August 1803.
Brieftext
Es wäre möglich, daß ich Ihnen hier schriebe, ob ich gleich wünschte,
ich beehrte auch andere Leute mit Briefen. Ein Eheman spürt
von
Gästen (gegen die Frau) nichts als den Wiz. —
Der Sommer troknet
alle musikalischen Quellen aus —
[Sagen Sie] Thieriot, den man
vor dem Erf[urter]
Thor halb mit Blasensteinen steinigte, weil er
selber keinen
Gries erzeugen wolte, er dürfe hier nirgends ohne Dach
pissen,
ausser für 1 rtl. Strafe die Sekrezion ohne Sekret — wofür aber
der gute Mensch sich einen ganzen Nachttopf kaufen kan. — Er
anagramm[isiert] sich
selber und zersezt das Wort des Lebens in
Lettern. — Schneiden
Sie doch diesem Hahn im Korb einige Kam
Zacken ab; thun Sie es
nicht, so kan er bei mir die Predigt hören 1)
warum Virtuosen
am eitelsten werden 2) warum sie es weniger werden
solten — Ein
neues Genie ist zu haben im Schauspiel etc. — Der
Autor bildet sich (caeteris
ohnehin imparibus) durch Schreiben
schneller höher als der Leser durch Lesen. Und doch glaubt ein Mädgen
ihrem ästhetischen Empfinden mehr als dem Urtheile einer
Welt,
da kein Urtheil gegen Empfinden siegt.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_399.html)