Von Jean Paul an Christian Otto. Coburg, 5. November 1803.

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Brieftext

Koburg d. 5. Nov. 1803.

Dasmal schreib’ ich nur aus Eigennuz. Ich erfahre eben, daß ver
damt viel Fuhrleute hin und her fahren zwischen C[oburg] und B[ay-
reuth] und daß ich gestern die Gelegenheit versäumt. Woltest du
denn nicht — da du wie sol ich sagen, leichter als Emanuel Leute,
Patroullen [!] und Militairs bildlich zu reden, um dich hast, welche
oft mit Fuhrleuten sogar trinken — jene zur Ausforschung dieser aus
senden, indes unser Emanuel weiter nichts thut als daß er mir einen
Eimer von welchem Bier er wil bestelt und schikt? Jezt sollen seine
Fässer schon besser zurük. Grüsse ihn sehr und sag’ ihm meine Bitten
und die Gesundheit unserer aller und er sol den alten Unruh den General vom Regimente gleichen Namens. , des
gleichen Uhlfelder von mir grüssen.

Du hast noch einen vorvorigen Brief von Jakobi. — Schiksal NB
nenn’ ich fremde Freiheit; denn das ist diese gegen meine
und umgekehrt.
— An Roth bezahle nichts; denn ich versprach:
wenn etc.: so etc. — Ich schreibe 〈die Flegeljahre sind fort〉 jezt an
„J. P. Vorlesungen über die Kunst, in der Leipziger Ostermesse 1804
gehalten.“ Ich fand endlich die freieste, wissenschaftlichste, ernsthafteste
Einkleidung und die doch einigen Spas und Reiz verstattet. — Rienzi
ist sehr gut und objektiv, doch noch mir lieber die Einleitung; aber
warum sagst du die Quelle nicht? — Was ich daran tadle ist, daß du
den Klimax seines Einflusses 〈Macht〉 durch blosse Komparativen
ein paarmal ausdrükst anstat durch neue Fakta, und dadurch eine
Wilkürlichkeit des Urtheils zeigst, was du sonst nicht thust.

Leb wohl und schreibe mir Novitäten von Personalien.


Huber macht im Freimüthigen die mit — b — bezeichneten Ur
theile, so weit ist er nieder.


[Adr.] H. Otto (Gerade so weit hatt’ ich geschrieben und nicht
Bayreuth dazu als Emanuels und Th[ieriots] Briefe ankamen)

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin JP. 3 S. 8°; Adr. auf der 4. S. K: Otto 5. J: Otto4,150×. B: IV. Abt., IV, Nr. 307. A: IV. Abt., IV, Nr. 339. 249,6 als Emanuel] nachtr. H 12 und2 bis 13 grüssen] nachtr. H 14–16 die Unterstreichung vielleichtvon fremder Hand H 15 denn das ist diese] aus die stets H 16 undumgekehrt] nachtr. H 17 so etc.] nachtr. H 19 ernsthafteste] nachtr. H 20 und Reiz] nachtr. H 21 mir lieber] aus besser H 29f. und nicht Bayreuth dazu] nachtr. H

249,12 Karl Philipp von Unruh (1731—1805), Generalleutnant, Chefdes Inf.-Rgts. Nr. 45 in Bayreuth. 14–16 Otto hatte mit Bezug auf 243, 25† geschrieben: „Sehr Unrecht hast du, indem du das Schicksal mehrgelten lässest, als es sollte, und mehr als das alte Sprichwort, daß jederseines Schicksals Schmied ist, und viele dadurch auch des fremden.“ 18–20 Die Einkleidung der Ästhetik in Vorlesungsform wurde später aufdie dritte Abteilung beschränkt. 20 Ottos Aufsatz „Kola di Rienzo“,ein Stück seines großen Werks über den Parallelismus, erschien in Woltmanns Zeitschrift „Geschichte und Politik“, Bd. 2—4, 1803—04. 27f. Huber: vgl. Bd. III, Nr. 379†.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_421.html)