Von Jean Paul an Christian Otto. Coburg, 15. Mai 1804.
Brieftext
Verzeih, lieber Otto, wenn dieß kein Brief ist sondern nur eine
Frage um ein merkantilisch-juristisches Responsum. Daher auch
Emanuel mit antworte. Die Sache betrift 50 Ld’or. Nämlich Cotta
— der durchaus redlich handelt
und schreibt — schickte mir im Febr.
einen Wechsel
[
nachgetragen:
„den 6 Märtz]
a vista
“ (gerade so
war es hineinkorrigiert) auf 50 L. auf Duttenhöfer in Leipzig.
Ich hielt ihn für einen Vista-Wechsel, der 4 Jahre liegen kann; und
gab ihn
einem hiesigen Kaufmann Holzapfel erst den 5 März. Dieser
giriert ihn mit nächstem Posttag (d. 8) an Costenoble in Magde
burg; dieser ihn an Riese in Leipzig, der ihn den 18.
März präsentirt.
Den 16. zahlte das Haus noch; den 18 protestierte es den
Wechsel,
aber nicht wegen Verfallzeit sondern weil es
selber verfallen war.
Cotta, dem ich den Protest mit der Nachricht schickte,
machte nichts
daraus als ein Unglück für sich und schickte mir eine
Abrechnung mit
mir, worin er mir die 50 L. noch zu schulden gestand. Zwei Tage darauf,
als er
vom Duttenhöf[erschen] Kurator des falliten
Hauses die 2tägige
Verspätung erfahren, — die aber auch im Protest
gestanden — will
er, ich solle belangen und der soll’ es tragen
der schuld sei. Aber alle
Welt ist schuld. Er — denn er
korrigierte, und zweitens zu vista eine
Zeit dazu —; ich, denn ich sollte nur den Wechsel früher geben —; ich
nicht, sondern Holzapfel; denn er
konnte ihn noch in 2 Posttagen un
mittelbar aus Leipzig bezahlt erhalten, ohne weiteres Indossieren
— auch er nicht; denn er kaufte 1 Tag vor Verfall — auch die
andern
nicht — — aber wer nun?
Ich bin durch Cottas frühere Einwilligung — die also den
Wechsel
selber für einen auf Sicht erklärte — und durch die
Unregelmäßigkeit
des Hineinkorrigierens gedeckt. —
Soll ich aus Leipzig ein Parere
verlangen?
Ich werde auf einige Tage nach Rudolstadt, vielleicht Weimar
verreisen.d. 16. Doch
wahrscheinlicher morgen 〈17.〉 nach Bam—Nürnberg,
oder
Würzburg; aber wie gesagt, das Wetter bleibt; bei Gott es
kommt in diesem
Jahr nicht so wieder, nütz’ es!
Das Wetter bleibt.
Grüße meinen alten Emanuel und Korrespondenten. Kämen in
meiner Abwesenheit leere Fässer an, soll er nur das
größte und mit
Johann[iter] Bier füllen lassen. Ach
ich wollte, ich wäre das Faß. —
Lebt beide wohl! Antworte mir auf diesen Brief bald,
sogleich! Du
kannst ja nachher noch immer genug zögern mit
deinem ordentlichen
Briefe.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_466.html)