Von Jean Paul an Erhard Friedrich Vogel. Töpen bei Hof, 14. Mai 1785.
Brieftext
Hochzuverehrender Herr Pfarrer und Autor,
Ein vernünftiger Man wird immer suchen, wenn er doch etwas
ganz bekantes sagen mus, es wenigstens nicht deutsch sondern griechisch
zu sagen. Auch klingt es viel besser, wenn ich mit dem
Simonides sage:
αναγκη ουδε θεοι μαχονται; als wenn ich mich so ausdrükte: ich
konte Ihnen unmöglich von einer Antwort des H. v.
Örthels Nach
richt geben, weil ich gar keine bekam. Ich
schrieb an ihn 4 Briefe, auf
die er mir nicht antwortete, bis
ich mich entschlos, die Antwort mit
meinen Ohren abzuholen.
Ich bin nämlich iezt bei ihm. Die A. D. B.
wird er Ihnen gewis abkaufen; aber iezt kan er es noch nicht,
weil er
noch mit den Ausgaben, die ihm in Leipzig seine Krankheit
verursachte,
zu kämpfen hat. Eben dasselbe sagt ich Ihnen schon
neulich; allein ich
kan nichts dafür, wenn dieses Versprechen,
Ihrer Absicht eines
schnellen Verkaufes kein Genüge thut.
Jezt komt die Bitte um Bücher. Zuerst wünscht’ ich vor allem die
Elektrisirmaschine zu erhalten, womit Sie das theologische
Publikum
erwärmen werden, das die Funken, die es giebt, eben so
sehr schmerzen
als den, der es betastet. Ich meine Ihr Buch,
dem Sie Flügel geben
solten, damit es nach Hof eilte. Die übrigen Bücher sind:
Aber eh’ ich schliesse, gäbe ich etwas darum wenn ich wüste, was
Ihr heutiger Brief an mich für ein Brief sein wird, ob ein Ablas-
brief, der mir die anscheinenden Sünden gegen die Freundschaft
ver
giebt, oder ein Spedizionsbrief,
oder ein Scheidebrief, den Sie meiner
Ungeschiklichkeit zu
unterhandeln geben, oder irgend ein anderer Brief.
Ich bin mit
volkommenster Hofnung und Hochachtung
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_105.html)