Von Jean Paul an Johann Bernhard Hermann. Töpen bei Hof, 2. November 1788.

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Brieftext

[ Töpen, 2. Nov. 1788 ]

Du bist auf der 3ten Region und siehest nach der aufgehenden Sonne
der Kentnisse, ich bin in der waldigten und habe Essen und Dumheit
genug. — Wie man in Wien aus kezerischen Büchern kezerische Blätter
ausbrent: so lass’ ich ihn mit Auslassung des Kezerischen deine Briefe
hören. — Summe von 2100 fl. ein Nenner, von dem du ein Zählergen
erhältst — male einem Tantalus keine Küchenstükke vor und beuge
lieber den Fruchtast nieder, damit ich etwas erhasche — dein Durchfal,
worin du [die] lezten höfischen Reliquien von dir warfest — der Ton
in deinem Briefe verhält sich zu deinem in Hof wie der Ton der Harmo
nika wenn man sie spielt zu dem wenn man sie läutet oder rüttelt —
trenne dich mit den Gedanken von der Erde, worauf du wohnst und
sie wird dir wie einem Mondbewohner schimmernd scheinen und nicht
drekkig — ich schreibe nachlässig mit der Feder und dem Kopfe.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: An Herman den 2 Nov. i: Wahrheit 4,135× (mit Nr. 243 vereinigt). B: IV. Abt., I, Nr. 84. A: IV. Abt., I, Nr. 88.

Hermann hatte am 6. September Erlangen verlassen und war nach einer von furchtbaren Kolikanfällen gestörten Fußreise am 14. September in Göttingen angekommen. Er erhielt diesen Brief durch Professor Feder. (Er hatte gebeten, ihm unter der Adresse seines Freundes Graefe in Erlangen zu schreiben.) 249, 11f. Anspielung auf die botanische Einteilung in Regionen; vgl. I. Abt., II, 196,13ff. 14f. Hermann hatte am 9. August geschrieben, er überlasse es Richters Klugheit, was er von seinen (Hermanns) Briefen Christian Otto wissen lassen wolle (Schreinert S. 138). 15 Vgl. 245,19 †.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_234.html)