Von Jean Paul an Erhard Friedrich Vogel. Hof, 1. Mai 1782.
Brieftext
Die kurze Zeit meines Aufenthalts in Hof erlaubte mir nicht, Ihnen
die Ihrige zu rauben und die meinige durch den Genus Ihrer
Gesel
schaft gut anzuwenden — kaum
erlaubte sie mir, die Bücher durch
zulesen, die mich eben so oft an Ihren Verstand als an Ihre Gütigkeit
erinnerten, und die ich Ihnen hiedurch mit dem wärmsten Dank
zurük
schikke. Dieses ist der lezte Brief
von Hof aus — denn ich geh’ morgen
ab — In Leipzig hingegen werd’ ich Ihre Erlaubnis zu einem
Brief
wechsel mit Ihnen, besser zu benuzzen
suchen, als ich vorher getan
habe oder tun konte. Da
ich in Leipzig keine Bücher von Ihnen erhalte,
so erwart’ ich
Ihre Briefe. Dieser Wechsel wird mir vorteilhaft sein. —
Dürft’
ich mir Ihre Kritik über mein Buch ausbitten, da ich eben
[?]
noch Zeit und Gelegenheit zur Benuzzung derselben habe? — Mein
Manuskript mag bei Ihnen als ein Denkmal liegen bleiben, daß
ich
Sie zum Vertrauten meiner Schwächen und Feler
gemacht habe.
Sie können mit meinem Buche wenigstens andre
Bücher einbinden. —
Empfelen Sie mich Ihrer vortreflichen
Gattin und statten Sie der
selben, an meiner stat, meinen Dank ab, der
sich nicht schreiben, aber
wol fülen läst. Nichts als die
Erinnerung Ihrer Woltaten wird mir
die Erinnerung
meines elenden Vaterlands angenem machen. Was
ich noch zu sagen habe, werd’ ich zu sagen von meinem Bruder
ver
hindert, der mich, wie Sie neulich der
Schlotfeger, zur Endigung
meines Briefs nötigt und mir kaum Zeit zu schreiben übrig läst,
daß ich bin
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_24.html)