Von Jean Paul an Johann Gottfried Cloeter. Hof, 18. Februar 1790.
Brieftext
Ich hätte längst geschrieben, wenn ich nicht gehoft hätte Sie würden
schreiben. Denn [ich]
möchte bald erfahren, wie Ihre Bemühungen
um das Logis gelungen
und w[enn] ich es beziehen sol. Unter bald
mein’ ich den Montag. Denn obgleich meine Allodial-
und Feudal
güter auf einen Kinderwagen zu
bringen sind und mein Güter- und
Warenbuch in Sedez ist: so
möcht’ ichs doch am Montag wissen … es
steht nicht in meiner
Gewalt, meinen neulichen Entschlus zu ändern.
Über die
pädagogische Jahresgage Ihrer beiden Freunde bedarf es
keines neuen Unterhandelns, da beide sie blos
verhält[nismässig] mit
Ihrer d. h. viel kleiner zu geben brauchen. Wahrhaftig, es ist
leichter
ein Geschenk als eine Bezahlung von einem Freund
anzunehmen. …
[Als] mein Bruder starb, glaubt’ ich nicht,
daß noch ein Tag kommen
könte, der das Herz mehr zerquetschte; aber der Tag kam,
[Herman]
starb an seiner mit
[?] einem Stekflus beschliessenden
Hypochondrie,
[mein] von der Natur geliebter, vom Glük
gehaster Freund. Ruhe
sanft aus von den Stössen des Glüks, von
der Ungerechtigkeit der
Höfer, für deren Stipendien du nicht
reich und dum genug warst, und
von den Foltern eines hypochondrischen verwitternden Körpers …
lernen Sie nie den Werth der Freunde durch ihren
Verlust empfinden.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_305.html)