Von Jean Paul an Georg Andreas Reimer. Bayreuth, 12. April 1822.
Brieftext
Endlich, mein guter Reimer, hab’ ich wieder Briefe an Sie zu
schreiben. Der dritte Band unsers Kometen, den mein langes und vom
Körper gestörtes Arbeiten nicht für die Oster-Messe
vollenden konnte,
kann nun zu Michaelis erscheinen; und
2/3 davon sind schon kopiert, so
daß Ende Maies er zur
größern Hälfte in Heidelberg anlangen kann.
Sie können also auf der Messe die Vorkehrungen eines
ungehinderten
Abdrucks treffen.
Vielleicht können Sie mir da auch die Velin-Freiexemplare
meiner
unsichtbaren Loge mobil machen, denen ich
noch immer nur entgegen
sehe.
Wie bei den vorigen Kometenbänden werd’ ich Sie denn um einen
Theil des Honorars nach der Ankunft des Manuskripts in Heidelberg
ersuchen.
Wie fließt oder wie stürzt Ihr politisches Leben und Ihr häusliches?
Ich habe in meinem 59ten Jahre im
September doch noch etwas Neues
erlebt — und dieß war ein
Schmerz — den Tod meines 18jährigen
einzigen Sohns, an Geist
und Liebe und Kenntnis und Herz mein
Ideal. Nun wird mir das Schreiben viel leichter als das
Leben und ich
muß denn so fortbluten bis ans
Ende.
Nie geh’ es Ihnen so!
liebender
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_274.html)