Von Jean Paul an Elisa von der Recke. Dresden, 20. Mai 1822.

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Brieftext

Verehrungwürdigste!

Der Mai gab Sie der Welt, damit Ihr Herz ihn immer fortsetzte
und austheilte unter die Menschen. Wie er, aber geistiger und schöner,
schenkten Sie überall, wo Sie einwirkten, höhere Wärme, längere
Tage und Blumen und Blüten. Mit dieser Erinnerung feiern wir alle
den Tag von Elisa’s Erscheinung. —


Der Unendliche erhalte Sie lange einer irdischen Welt, wo Sie für
die verklärende zubereiten. Die Unvergeßliche, welche in dieser glänzt,
legte den Trost der drei Liebenden, die Sie jetzt umgeben, in die Hand
ihrer hohen Schwester, so wie den Trost der Schwester in die Hände der
drei Liebenden.


So bleibe Ihr Lebens Abend einem Abende im hohen Norden ähnlich,
wo noch nah an der Mitternacht die Sonne mild fortschimmert und
endlich nur untergeht um sogleich als Morgensonne wieder zu auf
erstehen! —


Dresden d. 20 Mai1822
Ihr
warm und ewig
verehrender
Jean Paul Fr. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 8. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1955.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: ehem. Frau Helene Welter, Köln. K: Gräfin v. d. Recke d. 20 Mai. J: Dresdner Morgenzeitung, 20. Mai 1828, Nr. 91.

175,34 drei Liebenden: die drei Töchter der Herzogin Dorothea, s. 173, 4–6. — Frau von Ende schreibt am 23. Mai an Karoline Richter:„Als Ihr lieber Mann gestern mit Tiedge bei uns war, kam später auchFr. v. d. Recke, und ich war Zeuge des innigen Dankes, den sie ihm aus- drückte für die herrlichen Zeilen, die er ihr an ihrem Geburtstag schrieb.“Vgl. 180 , 1–3 .

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_284.html)