Von Jean Paul an Odilie Minna Richter. Bayreuth, 8. November 1822.
Brieftext
Meine theuere Odilie! Die Mutter hat mir viel Frohes von
dir
mitgebracht auf der Zunge. So sehr du dich auf dein
Hierleben freuen
darfst, so versäuere dir doch dein
Dortleben nicht deßhalb; vielmehr, da
dieses wieder
seine eignen Freuden hat, genieße diese recht aus. — Und
gebe Gott, daß du morgen an deinem Tage recht froh und gut und voll
Hoffnung bist, obwol außer deinem elterlichen Hause! — Bei
deiner
Wiederkehr soll dein Tag nachgefeiert werden. —
Vergiß jetzo einen
wichtigen Auftrag von mir nicht. Der
Doktor Doudrepont hat sein
Rezept für mich — für das du ihm in meinem Namen recht
danken
sollst mit der Bemerkung, daß mir schon früher sein
angerathnes
Bitterwasser viel geholfen — auf einen
herrlichen Bogen Papier
geschrieben, wovon ich hier den
halben mit dem Papierzeichen (das du
siehst, wenn du ihn
gegen das Licht hältst) um dieses Billet an dich ge
schlagen habe. Frage doch den H. Doktor, wo dieses Papier zu haben;
und schicke mir
durch einen Fuhrmann unverzüglich drei Buch davon.
Lebe froh, meine Gute!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_349.html)